Der Widerstand, der sich derzeit in vielen Bereichen Deutschlands und auch auf der ganzen Welt, manifestiert, wird in einheitlichem Tenor bekämpft! Aber mit welchen Mitteln?

Was ist hier verhältnismäßig und was nicht?

Wie versuchte man in früheren Zeiten ungewollten Widerstand zu verhindern?[Es gibt durchaus auch einen gewollten, ja organisierten Widerstand, der einer Propaganda in die Hände spielt und erwünscht ist].

Ein Blick in die Vergangenheit – auf die Zeiten des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus – bringt uns sehr unliebsame Erkenntnisse.

Dürfen wir diese ignorieren? Ich persönlich halte es für unerlässlich genauer hinzusehen. Und um gleich den Verdacht eines Mythos von vornherein auszuräumen, beziehe ich mich auf die Informationen des Bundesamtes für politische Bildung! (1)

Hier nur sehr wenige kurze Beispiele der Mittel, die zur Erlangung bedingungslosen Gehorsams und gegen den sich formierenden Widerstand eingesetzt wurden:

Lili Herrmann

wurde „Wegen ihrer politischen Tätigkeit im Juli 1933 von der Universität verwiesen,…“

Bernhard Lichtenberg

…“konsequenter Gegner des Nationalsozialismus….“  … „1933 durchsuchten die Nationalsozialisten erstmals seine Wohnung.

Friedrich Weissler

Am 21. Juli 1933 wurde er nach vorhergehenden Schikanen durch die SA aus dem Justizdienst entlassen.

Martin Niemöller

Im März 1934 verhängte das NS-Regime ein zeitweiliges Redeverbot

Rupert Mayer

Die Gestapo verhängte 1937 ein Predigtverbot für Mayer, das dieser jedoch nicht befolgte.“

Von der Uni verwiesen, aus dem Justizdienst entlassen, Wohnungsdurchsuchungen, Rede- und Predigtverbot – ich beziehe mich an dieser Stelle bewusst auf die scheinbar „harmlosen“ Maßnahmen der damaligen Zeit. So begann man also in den Jahren ab 1933 die Stimme des Friedens und der Vernunft zum Schweigen zu bringen.

Wie konnte man damals die Zeichen der Zeit übersehen? Die Frage wurde mehr als einmal gestellt. Die Unfehlbarkeit der Regierung war Gesetz. Und das Ermächtigungsgesetz, dass zum Wohle des Volkes erlassen wurde, entmachtete das Parlament! Gegen den Widerstand wurde zunächst mäßig, dann aber immer immer größerer Härte vorgegangen.
Im Jahr 1942 wurde bereits erkannt, dass zwar viele Bürger von den grausamen Vorkommnissen gehört haben, sich jedoch sträubten an eine solche Verkommenheit zu glauben. Das Volk wollte nicht wahrhaben, wovor es gewarnt wurde und glaubte Goebbels, der alle Gerüchte lange Zeit erfolgreich als Feindespropaganda bezeichnete. (1) [Seite 31]

Heute ist bekannt, dass Methoden der Propaganda eingesetzt wurden! Heute ist bekannt, dass „Ein perfides Zusammenwirken von Ideologie, Bürokratie, Wissenschaft und Medizin“ (2) zu unmenschlichen und grausamen Taten führten, die von einer totalitären Regierung geplant und mit der Toleranz einer ganzen Gesellschaft ausgeführt wurden.

Und heute halten viele von uns es für unmöglich, dass etwas Vergleichbares noch einmal geschehen könnte?! Die Geschichte hat uns gelehrt, dass es höchst gefährlich für alle Menschen werden kann, wenn die demokratischen Grundrechte eingeschränkt werden!

Was sagen die Zeichen der Zeit also heute – im Herbst des Jahres 2020, des Jahres, das die ganze Welt veränderte?

Studenten werden von der Uni verwiesen? Politiker werden aus der Partei ausgeschlossen! Hausdurchsuchungen finden statt! Anwälte werden verhaftet oder in die Psychiatrie eingewiesen! Beamte werden suspendiert oder zumindest versetzt. Zensur! Alles zum Schutz der Bevölkerung?

Und wem bisher noch nicht aufgefallen ist, dass in diesem Jahr die gigantischste Propaganda-Welle seit Jahrzehnten über uns hereinbrach, der kann sich gerne an einer Studie der Universität Passau orientieren, die ohne zu politisieren, die rhetorischen Kniffe der Qualitätsmedien und den „Tunnelblick“ offenlegt! Oder direkt an dem 1928 erschienenen Buch „Propaganda“ von Edward Bernays. Beides überaus interessant und lesenswert.

Ich denke, dass man vor diesen Parallelen nicht weiter die Augen verschließen darf. Angst ist kein guter Berater, aber eine effiziente Technik der Massenpsychologie! Eine Atmosphäre der Angst herrschte auch im Jahr 1933 „In einer Gesellschaft, in der Meinungsaustausch mit Argwohn betrachtet wurde, boten nur Freundes- und Diskussionskreise die Möglichkeit für die Weiterentwicklung politischer Konzepte“ heißt es in dem Beitrag von Johannes Tuchel und Julia Albert. (1) Seite 26

Heute zieht sich die Spaltung der Gesellschaft bereits durch die Familien!

Darf man eine andere Meinung wirklich nur noch unter Gleichgesinnten äußern? Das Aushebeln der Grundrechte und die Übertragung der Macht auf das Gesundheitsministerium sollte mit großer Wachsamkeit weiter verfolgt werden. Zu befürchten steht jedoch, dass es die Widerständler sind, die weiter verfolgt werden!

Eine besonders bittere Pille zum Ende dieses Beitrages, der mich bei der Erstellung überaus nachdenklich gestimmt hat: Die Menschen, die regierungstreu damals Todesurteile beantragten und erließen, wurden bereits im Jahr 1956 von dem Vorwurf, an den Morden unzähliger Menschen beteiligt gewesen zu sein, freigesprochen! Begründung: Die Widerstandskämpfer hätten laut damals geltendem Recht, Hochverrat begangen! Die Todesurteile waren damit gerechtfertigt?!

Die Widerstandskämpfer hingegen galten bis einschließlich 1998 schuldig im Sinne der Urteile des Volksgerichtes – und „erst im Jahr 2009“ – ALSO VOR 11 JAHREN! – „erfolgte die grundsätzliche Aufhebung von Urteilen, die wegen sogenannten Kriegsverrats gesprochen worden waren.“ (1) Seite 79

Was wurde aus den mutigen Menschen, die man mundtot machen wollte?

Lili Herrmann:
Festnahme 1935, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, am 20 Juni 1938 enthauptet.

Bernhard Lichtenberg:
Festnahme 1941, vom Sondergericht I bei Berlin zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, 1943 erkrankt, 15. November 1943 Tod während des Transports in das KZ Dachau.

Friedrich Weissler:
Festnahme am 3. Oktober 1936, 13. Februar 1937 verschleppt in das KZ Sachsenhausen, misshandelt, ermordet am 19. Februar 1937

Martin Niemöller:
überwacht, erneute Festnahme am 1. Juli 1937, am 8. Februar in das KZ Sachsenhausen eingeliefert und isoliert,  11. Juli 1941 Verlegung nach Dachau, April 1945 verschleppt und Anfang Mai 1945 befreit.

Rupert Mayer:
mehrmalige Festnahmen, Dezember 1939 verschleppt in das KZ Sachsenhausen, ab April Hausarrest im Kloster Ettal, 1945 starb er in nach seiner Rückkehr nach München an den Folgen seiner Haft.

Hier ließe sich nun eine ganze Liste von Menschen und Organisationen anführen, die den Mut aufbrachten, sich gegen ein schier unüberwindliches Regime zu stellen. Viele dieser Menschen haben den Glauben an menschliche Werte, ihren Einsatz für den Frieden und für Menschlichkeit mit dem Leben bezahlt. Sie wurden denunziert, misshandelt und ermordet. Wie konnte dieser Teil der Geschichte nur so in Vergessenheit geraten?

Fast täglich gibt das Programmangebot des Fernsehens, Dokumentation über die Zeit des Nationalsozialismus zum Besten. Über die Kriegsmaschinerien, den „Aufstieg des Bösen“, die Propaganda oder die Persönlichkeiten dieser grausamen Herrschaft.

Wer spricht über die Helden dieser Zeit? Nur wenige Menschen haben von den Widerstandsbewegungen gehört. Die „weiße Rose“, die Geschwister Scholl – der Jugend meist kein Begriff mehr. Gäbe es nicht Hollywood Blockbuster, die das Wirken Schindlers oder das geplante Attentat Stauffenbergs thematisieren, wüsste überhaupt noch irgendjemand von der Auflehnung gegen die Übermacht?

Ich neige mein Haupt vor diesen Menschen. Im Zuge der Recherche und Erstellung dieses Beitrages habe ich mehr als einmal inne gehalten, in Gedenken an die Opfer dieses ungleichen Kampfes. An die Menschen, deren mutige Taten ihnen nichts einbrachten als Verfolgung und den Tod!

Quellen:
(1) DRUCK: Informationen zur politischen Bildung / Heft 330 / 2/2016 (kostenfrei beim Amt für politische Bildung erhältlich)
(2) BUCH: „Die Belasteten >Euthanasie< 1939 – 1945, Eine Gesellschaftsgeschichte von Götz Aly

[Anmerkung: Hervorhebungen in Zitaten durch die Autorin]