Die Passauer Neue Presse (PNP) veröffentlichte am 2. Januar einen Beitrag über den bevorstehenden, zu erwartenden Spaziergang am Montag, den 3. Januar in Vilshofen. In diesem Beitrag wurde Rechtsanwalt Wolfram Plischke zitiert, der für diesen Tag eine Gegenveranstaltung geplant hatte. Diese Gegendemonstration, so Plischke lt. PNP sollte zum einen der Corona-Opfer gedenken, zum anderen sollte er „deutlich machen, wer tatsächlich hinter den montäglichen Spaziergängen steht„. Er sprach dann deutlicher von Wandertagen „ohne Maske und Abstand im Auftrag rechtsextremer Hinterleute.“ (1)

Das Bild, das sich am 3. Januar bot, war eine eindrucksvoll. Es versammelten sich rund 600 unterschiedlichste Menschen, die bei einem gemeinsamen Spaziergang von der Polizei begleitet wurden. Der Verkehr wurde an den erforderlichen Stellen gesperrt.

Die gesamte Atmosphäre war friedlich und freundlich. Der beschworene Rechtsextremismus war – jedenfalls augenscheinlich – nicht zu erkennen. Eine Frage nach den rechtsextremistischen Hinterleuten rief eher Unverständnis hervor. Manche der Teilnehmer fühlten sich durch dergleichen Aussage eher diffamiert.

Aussagen anderer Teilnehmer war zu entnehmen, dass der Spaziergang ohne Organisation von Einzelpersonen zu Stande kam. Es handelte sich wohl um Menschen, die sich in stillschweigendem Verständnis zusammenfanden, um sich zu zeigen und um zu signalisieren, dass Sie eben nicht einverstanden sind, mit vielen politischen Entscheidungen.

Ob dieses Zusammentreffen tatsächlich unorganisiert war, wird sich hoffentlich in Kürze durch eine Anfrage bei der Vilshofener Polizei klären lassen. Die PNP berichtete jedenfalls, dass sich am 27. Dezember ein Versammlungsleiter fand. (1) Daher könnte man durchaus annehmen, dass sich ein Versammlungsleiter tatsächlich erst vor Ort fand und von der Polizei ausgewählt oder bestimmt wurde.

Rechtsanwalt Plischke jedenfalls war bisher nicht dazu bereit, darüber Auskunft zu geben, auf welche Argumente er seine Aussage über die rechtsextremistischen Drahtzieher dieser Versammlung stützen würde. Von einem Rechtsanwalt könnte man nach meiner Ansicht durchaus erwarten, dass er gute Gründe für eine solche Behauptung vorbringen kann. Sollte eine Beantwortung meiner Anfrage noch nachgereicht werden, werde ich diese natürlich ergänzen.

Dagegen war eine Teilnehmerin des Spazierganges bereit, mir ihre eigenen Erfahrungen dieses Tages zu schildern. Anonym, da wohl auch sie Unterstellungen, wie sie Rechtsanwalt Plischke in den Raum warf – und wie sie von der Passauer Presse übernommen wurden – befürchtet.

Wie man unter diesen rund 600 Spaziergängern Rechtsradikale erkennen möchte, ist mir persönlich ein Rätsel. Es gab keine Aggression, keine Parolen, nichts was darauf hindeuten könnte, dass hier rechtsextreme Gruppen unterwegs waren. Als die Polizei verkündete, dass die Versammlung beendet wäre, wurde Beifall geklatscht.

Mit dem Hinweis auf die Gegenveranstaltung, die (offensichtlich im Gegensatz zum Spaziergang) angemeldet wurde, erklärten übrigens einige Teilnehmer, dass sie ein mulmiges Gefühl hätten bis hin zu der Angst, dass eventuell von dieser Gruppe – rund 20 von der Polizei abgeschirmte Personen – ein Aggressionspotential ausgehen könne. Die Gegner blieben ebenfalls ruhig und waren mit eigenen Reden beschäftigt.

„… ich war gestern auch zum ersten Mal dabei. Und ja, aufgrund der angekündigten Gegendemo hatte ich auch etwas Schiss…aber genau das wollten sie ja, also, tief durchatmen und los! Ich kam vom Bergerparkplatz, und bereits um 18:05 kam mir schon ein schier nicht enden wollender Menschenstrom auf der Vilsbrücke entgegen, flankiert bzw. lose begleitet von Polizisten. So viele Menschen! Ich hab mich so gefreut, und zum Glück haben mich Freunde gefunden, ich bin ab da mit ihnen mitgegangen. Beim Gierster hat der Zug umgedreht, ist dann wieder über die Brücke zurück und an der Kirche vorbei zur Bibliothek hinter. Ich gebe zu, auf die Gegendemo war ich schon gespannt. Sie standen mit Zetteln und natürlich Mundschutz hinter einer Polizistenkette, schätzungsweise maximal 20. Ein trauriger Anblick…Unser Zug ging schweigend direkt an ihnen vorbei. Wir gingen einen langen Weg an der Donau entlang und dann wieder durch eine Unterführung zurück. An den Straßenkreuzungen hatte die Polizei abgesperrt und die Autos warteten, damit wir vorbei gehen konnten. Ich habe bewusst die wartenden Autofahrer angelächelt, und es wurde vielfach erwidert. Ich kann euch das wunderschöne Gefühl gar nicht beschreiben, das solltet ihr alle selbst erleben! Egal neben wem ich ging, ein Lächeln zur Begrüßung, nette Worte, wir waren alle gemeinsam auf dem gleichen Weg. Zum Schluss gingen wir durch den Turm zurück auf den Marktplatz, wo die „Versammlung“ dann auch endete. Die Polizei machte eine Lautsprecherdurchsage, dass es nun beendet sei, wir bitte die Straße wieder räumen sollen, und wünschte uns einen guten Heimweg. Mich hat das sehr berührt, vor allem, was man in den letzten Monaten über die Polizei so gehört und gelesen hat. FAZIT für mich: ich bin nächsten Montag auf jeden Fall wieder mit dabei.“

Der gesamte Spaziergang war ruhig und friedlich. Die Polizei achtete auf die Einhaltung der Corona-Regeln. Die PNP berichtete über die einzige Provokation des Abends: „Beim Rückmarsch rief ein Zuschauer vom Rand:“ Arschlöcher“. Niemand fühlte sich provoziert.

Warst auch Du bei diesem Spaziergang vor Ort oder auch bei der Gegenveranstaltung? Wie hast Du diesen Abend erlebt? Was macht es mit Dir, als Marionette rechtsextremer Hinterleute bezeichnet zu werden? Hattest auch Du Angst vor der Gegenveranstaltung? Es wäre schön, wenn Du Deine Meinung hier zum Ausdruck bringst, Deine Sichtweise. Ich freue mich über Deinen Kommentar.

Quellen:
(1) https://www.pnp.de/lokales/stadt-und-landkreis-passau/vilshofen/Montags-Spaziergang-Es-gibt-eine-Gegendemo-4204202.html
(2) https://www.pnp.de/lokales/stadt-und-landkreis-passau/vilshofen/Knapp-ueber-600-beim-Montagsspaziergang-in-Vilshofen-4205337.html