In Vilshofen ist man gesprächsbereit. Ein Fakt, der selbstverständlich sein sollte, verdient doch in dieser Zeit, in der die Diskussionkultur immer mehr abhanden gekommen ist, eine besondere Erwähnung. In einem offenen Brief (vgl. 1), den ich auf Wunsch einiger Menschen verfasst hatte, habe ich gegenüber der Redaktion der PNP  meine Kritik geäußert. Der Verfasser der Beiträge zu den Spaziergängen, Herr Rücker, rief mich daraufhin an. Auch wenn wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner kamen, möchte ich ihm doch den Respekt erweisen, seine Sicht der Dinge darzustellen.

Selbstverständlich ist auch er eingeladen zu kommentieren. Um selbst der journalistischen Sorgfaltspflicht nachzukommen, möchte hiermit also das Gespräch zusammenfassen, damit der Leser zusätzlich eine andere Sicht der Dinge erhält.

Erster Kritikpunkt war das Zitat des Herrn Plischke, der behauptete, dass die Spaziergänge „ohne Maske und Abstand im Auftrag rechtsextremer Hinterleute“ stattfanden. Ich persönlich bin der Meinung, dass man ein solches Zitat – gerade in den Zeiten, in denen einer sehr friedlichen Bewegung pauschal Rechtsradikalität unterstellt wird – nicht unkommentiert stehen lassen sollte.

Herr Rücker ist der Meinung, dass es sich schwierig gestaltet, jedes Zitat zu hinterfragen und zu kommentieren. Jede Demonstration sei schließlich anders.

Zudem ergaben seine Recherchen, dass bei den Spaziergängen, seitens der Polizei unter den Demonstranten auch ein verurteilter Passauer Neonazi ausfindig gemacht wurde. Dieser soll zwei bis drei mal mitgegangen sein, sich aber ruhig verhalten haben. Ein Herr Stadler, lt. Bericht der „Zeit“ Landtagsabgeordneter der AfD, nahm wohl einmal an einem Spaziergang teil. Hiermit ist das Thema „Rechtsradikalität“ für mich abgeschlossen.

Auch Demonstrationsgegner sparen offensichtlich nicht mit Kritik an den Berichten über die Demonstrationen. Hier wird Herrn Rücker leider vorgeworfen, er würde zu positiv über diese Zusammentreffen berichten.

Eine Korrektur meinerseits war zu folgendem Punkt erforderlich: Der in der ersten Veröffentlichung erwähnte Satz: „Beim Rückmarsch rief ein Zuschauer vom Rand:“ Arschlöcher“. Niemand fühlte sich provoziert.“ wäre entfernt worden. Dies habe ich im Beitrag bereits berichtigt! Dieser Satz ist im online Beitrag der PNP noch vorhanden. Es gibt am Ende dieser Publikation ein sogenanntes „Fotokarusell“ – unter einem der gezeigten Fotos, dient dieser Satz als „Bildunterschrift“ – also alle Fotos anschauen. Möglicherweise habe ich dies beim Erstellen des Briefes übersehen – ich war der Meinung, dass dieser Satz im Text selbst erschienen war. Sollte mir hier also ein Fehler unterlaufen sein, entschuldige ich mich selbstverständlich dafür.

Ein weiterer Kritikpunkt, über den wir uns nicht einig werden konnten, war die Erwähnung, dass bei der Gegendemonstration die Teilnehmer, mit Parolen behängt, kleine Schilder hoch hielten. Aus meiner Sicht wäre hier ein kritischerer Blick erforderlich gewesen. Herr Rücker ist der Auffassung, dass allein die Erwähnung dieses Faktes bereits das Fehlverhalten der Gegendemonstranten sowie der Polizei, die in diesem Fall nicht einschritt, verdeutlichen würde.

Zu guter Letzt hatte ich bemängelt, dass man die Tatsache, dass die Gegendemonstration nicht direkt vor der Kirche, wohl aber ein kleines Stück seitlich davon – also am Stadtplatz, dem Zentrum der schönen Kleinstadt – nicht als „abseits gestellt“ bezeichnen könne. „Abseits gestellt“ wäre für mich, wenn man die kleine Gruppe in die Fischergasse verbannt oder gar an der Donaulände plaziert hätte. Aus meiner Sicht, ist und bleibt der Stadtplatz ein zentraler Ort. Herr Rücker ist der Ansicht, dass die Platzierung zwischen Kirche und Eiscafé bereits „abseits gestellt“ wäre. Auch hier unterscheidet sich unsere Sichtweise, die trotz des Bemühens, immer Objektivität zu bewahren, eben doch subjektiv unterschiedlich sein kann.

Eine allgemeine Diskussion über die Argumente für und gegen Politik und Maßnahmen fand nicht weiter statt. Herr Rücker bemerkte zurecht, dass man hiermit täglich zehn Seiten füllen könnte. Er macht seine Arbeit als Lokaljournalist. Dass er von beiden Seiten immer wieder kritische Zuschriften bekommt, ist für ihn Bestätigung, dass er eben doch nicht einseitig berichtet.

Den Vorwurf, nicht der Sorgfaltspflicht des Journalisten nachzukommen, musste nun ich mir umgekehrt „gefallen lassen“.

Meine geäußerte Kritik betraf einzelne Punkte. Ich möchte der guten Ordnung halber auch erwähnen, dass Herr Rücker ebenfalls positiv über die Spaziergänge berichtet hatte. So wie jede Versammlung anders ist, ist auch jede Berichterstattung anders. Im Gegensatz zu überregionalen Bericht bemerkt man durchaus, dass Herr Rücker eine sachliche Darstellung bevorzugt und nicht auf wilden Vermutungen und Befürchtungen aufbaut, die beim Leser die künftige Entwicklung einer unheilschwangeren Bedrohung triggern könnte.

Besonders erfreulich finde ich an dieser Stelle, dass es eben doch noch möglich ist, Themen kontrovers zu diskutieren. Dass es möglich ist, unterschiedliche Standpunkte zu vertreten und dabei respektvoll miteinander umzugehen. Diese Fähigkeit ist in der derzeitigen Lage unverzichtbar. Also bleibt weiter friedlich und redet miteinander. Wenn ihr auf Menschen stoßt, die laut und beleidigend werden, macht eine Diskussion keinen Sinn. Der beste Weg scheint mir, solchen Menschen aus dem Weg zu gehen und dabei seine innere Ruhe zu bewahren.

Wer beleidigt anstatt zu argumentieren, hat einfach kein Argument.

Die Berichterstattung über den letzten Spaziergang, am 24. Januar, beginnt mit den Worten: Noch ruhiger als an den vorausgegangenen Montagen lief der Spaziergang am 24. Januar in Vilshofen (Landkreis Passau) ab“ Dem kann ich nichts hinzufügen. Es war ruhig, friedlich, kraftvoll und fröhlich.

Nachzulesen unter https://www.pnp.de/lokales/stadt-und-landkreis-passau/vilshofen/1175-Demonstranten-beim-Corona-Spaziergang-4220618.html

(1) vgl. hierzu https://footsteps-in-my-brain.de/offener-brief-an-die-pnp-berichterstattung-zu-den-vilshofener-spaziergaengen.html