Sie liegt auf ihrem Totenbett
und ringt nach Luft.
Die Toleranz – einsam und zurückgezogen
liegt sie dort.
Mit letztem Seufzen,
mit letzter Hoffnung,
dass noch einer zu ihr käme
und Abschied nähme.
Dort liegt sie – im Sterben.
Allein, nicht mehr gefragt
– aus den Erinnerungen
und dem Leben selbst getilgt.
„Blame and Shame“ trat an die Stelle,
die einst von freiem Geist durchdringen war.
Der Fingerzeig auf andere
ohne Gedanken des Mitgefühls
ganz ohne Empathie
ohne Gedanken an andere zu verschwenden,
ohne Gedanken an die eigene Unzulänglichkeit,
ohne jeden Zweifel an eigenem Wissen,
das nicht erworben wurde,
sondern erlernt,
nur vorgegeben,
und nicht erfahren.
Die Toleranz
ein Überbleibsel vergangener Zeiten,
die nur in wirren Geistern sich findet?
Die Toleranz,
die einst Gebot der Menschen
für einen Umgang voller Menschlichkeit.
Für ein friedvolles Miteinander.
Sie ist wohl aus der Mode gekommen,
der sie sich niemals beugte,
denn sie war offen und frei
und nicht gebunden an ein einzig Ding,
nicht an eine einzige Möglichkeit
nicht an eine einzige Wahrheit
nicht an eine einzige Meinung.
Und doch
mit ihren letzten Atemzügen,
trägt sie ihren Samen
hin zu offenen Seelen.
Ihr Vergehen
ist der Beginn
für ihr Entstehen
so wie sich der Phoenix
aus der Asche erhebt.
In verlorene Seelen,
trägt ihr Feuer
Angst und Zorn.
In vertraute Seelen,
trägt ihr Feuer,
Reinigung und Erkennen,
Wärme und Trost.
So mag sie nun vergehn,
so mag sie neu entstehn.
Wieder jung
und voller Kraft
in allen Seelen,
die ihr Zuflucht geben,
die sie verstehen,
sie in Ehre halten,
so wird sie verhindern,
dass sich zur Gänze
alle spalten.
Sie wird sich neu entfalten,
in einer Gemeinschaft,
die größer
als jemals zuvor,
sie wird nicht wirklich sterben,
sie bringt ein neues Zeitalter hervor.