„Nicht ohne Not Soldat der Kultur sein. – Endlich, endlich lernt man, was nicht zu wissen einem in jüngeren Jahren soviel Einbuße macht: dass man zuerst das Vortreffliche tun, zu zweit das Vortreffliche aufsuchen müsse, wo und unter welchem Namen es auch zu finden sei: dass man dagegen allem Schlechten und Mittelmäßigen sofort aus dem Wege gehe, ohne es zu bekämpfen, und dass schon der Zweifel an der Güte einer Sache – wie er bei geübterem Geschmacke schnell entsteht – uns als Argument gegen sie und als Anlaß, ihr völlig auszuweichen, gelten dürfe: auf die Gefahr hin, einige Male dabei zu irren und das schwerer zugängliche Gute mit dem Schlechten und Unvollkommnen zu verwechseln. Nur wer nichts besseres kann, soll den Schlechtigkeiten der Welt zu Leibe gehen, als der Soldat der Kultur. Aber der Nähr- und Lehrstand derselben richtet sich zugrunde, wenn er in Waffen einhergehen will und den Frieden seines Berufs und Hauses durch Vorsorge, Nachtwachen und böse Träume in unheimliche Friedlosigkeit umkehrt.“ (1)
„Die Ruine als Schmuck. – Solche, die viele geistige Wandlungen durchmachen, behalten einige Ansichten und Gewohnheiten früherer Zustände bei, welche dann wie ein Stück unerklärlichen Altertums und grauen Mauerwerks in ihr neues Denken und Handeln hineinragen: oft zur Zierde der ganzen Gegend.“ (2)
„Nicht gewachsen. – Das Gute mißfällt uns, wenn wir ihm nicht gewachsen sind.“ (3)
QUELLE: „Menschliches, Allzu-menschliches“
„Ein Buch für freie Geister“, Friedrich Nietzsche, [Goldmann Klassiker]
(1) Seite 368 – „Nicht ohne Not Soldat der Kultur sein“
(2) Seite 276 – „Die Ruine als Schmuck“
(3) Seite 388 – „Nicht gewachsen“
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