Es war einmal – erst vor wenigen Jahrzehnten – eine Diskussionskultur, die war allseits beliebt und allerorts bekannt.
Sie begleitete die verschiedensten Menschen und schaffte es immer wieder, dass sie alle einander zuhörten! Das Wunderbare an dieser Gesprächskultur war es, dass sie ganz unterschiedliche Sichtweisen und auch Standpunkte hervorbrachte und wie sich zeigte, hatte der eine bedacht, was einem anderen entgangen war und ein weiterer brachte noch ganz neue Vorschläge ein.
So kam immer eins zum anderen und sie gemeinsam immer wieder auf die besten Ideen.
Fiel es auch mal einem der Beteiligten schwer, von einer allzu verbohrten Überzeugung abzulassen, so stellte sich im Laufe jedes Projektes doch heraus, dass, was man gemeinsam anging, offensichtlich eine Harmonie und Vertrauen in der Gemeinschaft erzeugte und zu einfachen, aber effektiven Lösungen für alles, was zu erdenken war, führte.
So lebten sie gemeinsam und ließen doch jedem einzelnen genau den Raum, den er benötigte.
Ein friedliches und vertrauensvolles Miteinander, wie es sich heute kaum noch erträumen lässt!
Durch diese Diskussionskultur verstand nach und nach ein jeder, warum man sich nicht nur gegenseitig respektieren sollte, sondern auch die Tiere, die Pflanzen dieser Welt, denn wenn es diesen erst schlecht erginge, dann wäre auch der Mensch in Gefahr. Also war man dankbar für alle Nahrung und jeden Trank.
Nun hatte die Diskussionskultur einen kleinen Bruder, den Zwiespalt, der – wie es so oft unter Geschwistern zu sein scheint – so gar nichts mit seiner großen Schwester gemein hatte.
Er befand sich ständig im Zwiespalt, wie konnte man so auf Dauer diese Harmonie ertragen; ihn machte das zänkisch, aber er fand wenig Gehör. So blieb er der kleine Bruder, und beobachtete, und lernte, und diskutierte seine Ansichten nur mit sich selbst.
Und er lernte schnell, er begann hie und da bei einer Diskussion seine Stimme zu erheben. Nicht laut – eher leise, schmeichelnd.
Er hatte gelernt Zwietracht zu säen, und niemand sah es.
Die Diskussionskultur wurde nach und nach zum Schweigen gebracht. Der eine suchte seinen Vorteil, der andere neidete ihm das und half ihm nicht, als dieser ihn gebraucht hätte. Der nächste hatte Angst, sich wie gewohnt auf Wanderschaft zu begeben, denn man neidete ihm seine Erfahrungen und die Geschenke; und warf ihm vor, nicht in der Gemeinschaft mit zu helfen. Ein fauler Hund, der nur seinen Bedürfnissen nachging. Vergessen waren alle Errungenschaften, die er von den Reisen mitbrachte, auch die Pflanzen, die seitdem auf ihren Feldern wuchsen und sie ernährten. Nun, wie es weiterging wisst Ihr ja längst. Irgendwie schaffte der Zwiespalt es, alle zu umnebeln. Niemand sah mehr den anderen und erst recht nicht die Diskussionskultur.
Aber auch der Zwiespalt, der glaubte, wenn er all dies endlich geschafft habe, wäre er der Mittelpunkt der Welt, hatte sich sehr getäuscht! Ihn, der dies alles kreiert hat, sah keiner mehr. Die Menschen waren so damit beschäftigt, sich gegenseitig zu belauern, zu beneiden, sich zu belügen – auch sich selbst- , dass keine Stimme mehr zu ihnen durchdrang. Die Diskussionskultur verblasste, aber den Zwiespalt konnte auch niemand mehr sehen. Er wurde überwuchert von allem, was er säte.
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